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Health and Migration in Europe

So lautete der Titel eines gemeinsamen Symposiums der Leibniz Gemeinschaft und der Universität für Medizin und Pharmazie (USMF) der Republik Moldau, welches am 31. Oktober 2022 in Chişinău stattfand. Moldau, geographisch zwischen Rumänien und der Ukraine gelegen, ist als Nachbarland besonders von den Auswirkungen der Invasion der Russischen Föderation in der Ukraine betroffen. Von der Hauptstadt Chişinău, der ca. 2,6 Millionen Einwohner umfassenden Republik Moldau, liegt die ukrainische Hafenstadt Odessa gerade einmal 150 Kilometer Luftlinie entfernt. Politisch besonders brisant: Im Ostteil der Republik Moldau, jenseits des Flusses Dnistr, die „autonome“ Region Transnistrien. Diese hat sich 1992 abgespalten und führt seither als Russland-orientiere Insel im Westen der Ukraine ein Eigenleben mit eigener Regierung, eigener Währung und eigenem Militär. De-facto ist Moldau damit bereits Grenzland eines russischen Satellitengebietes, auch wenn nach Völkerecht Transnistrien Teil der Republik Moldau ist. Nur der Fußballklub Sheriff Tiraspol spielt noch in der Moldauischen Liga.

 

Seit dem 24. Februar 2022 sind offiziellen Angaben zur Folge mehr als 600.000 Menschen aus der Ukraine nach Moldau geflohen – bezogen auf die Einwohnerzahl eine enorme Zahl. Die meisten sind in andere Länder weitergereist, ca. 90.000 UkrainerInnen halten sich aber immer noch in Moldau auf. Sie erhalten freie Gesundheitsfürsorge.

Das Symposium über Gesundheit und Migration bildete ein breites Spektrum von Themen ab: Es ging sowohl um die notfallmedizinische, psychiatrische und onkologische Versorgung Geflüchteter, als auch um die Auswirkungen der Migration für die wirtschaftliche Entwicklung Moldaus oder den Zusammenhang von Migration und Infektionskrankheiten. Dr. Julia Bredtmann, Leiterin der Forschungsgruppe „Migration und Integration”, am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, relativierte in ihrem Vortrag mit eigenen Forschungsergebnissen die Annahme, dass Geflüchtete zur Verbreitung von Infektionskrankheiten in den Zielländern beitragen. Dr. Tilman Brand, Leiter der Forschungsgruppe „Sozialepidemiologie“ am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen, stellte Daten seiner Forschung über gesundheitliche Ungleichheit unter Geflüchteten aus Syrien vor. Niklas Köhler vom Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum, zeigte den deutsch-rumänischen Film “Tuberkulose: Krankheit im Gepäck“, der zwei Migranten porträtiert: Grigore-Gabriel aus Rumänien, der obdachlos und arbeitssuchend nach Deutschland kommt und hier an einer Lungentuberkulose erkrankt und Caleb aus Nigeria, der als Student in Kiew an einer Darm-Tuberkulose erkrankt und operiert werden muss. Am nächsten Tag bricht der Krieg aus und er flieht frisch-operiert in den Westen.

„Die Reise nach Chişinău war sehr aufschlussreich. Vor Ort lernt man die Probleme einfach besser kennen“, sagt Prof. Christoph Lange vom Leibniz Lungenzentrum in Borstel, der gemeinsam mit dem Vize-Rektor der USMF, Prof. Stanislav Groppa, die Idee für das Symposium entwickelt hatte. „Das Thema Gesundheit und Migration ist für den osteuropäischen Raum durch die Invasion Russlands auf das Gebiet der Ukraine hochaktuell. In der Leibniz Gemeinschaft können wir die Kompetenzen unserer Institute und deren Mitarbeitenden bündeln, um mit Partnern wie der USMF zu kooperieren. Partnerinstitute in der Region sind jetzt dringend auf solche Kooperationen angewiesen“, so Lange.

Kontakt

Stefan Niemann

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Christoph Lange

DZIF TTU TB (ClinTB)
T +49 4537 / 188-3010 (Sekretariat)
F +49 4537 / 188-6030
clange@fz-borstel.de

 

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