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Teilnehmende des Symposiums zum 11jährigen Jubiläums des Borsteler Modells (Foto: Pukall/FZB)

Elf Jahre Gute Wissenschaftliche Praxis am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum

Am 4. Mai 2023 fand am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum, das Jubiläums-Symposium zum „Borsteler Modell“ der guten wissenschaftlichen Praxis (GWP) statt. Über 100 Teilnehmende diskutierten gemeinsam mit den Gastreferentinnen und Gastreferenten und den Borsteler Impulsgebern, wie sich GWP zukünftig weiterentwickeln und wie es gelingen kann, Impulse für neue Perspektiven zu setzen. Schirmherrin der Veranstaltung war die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Frau Prof. Martina Brockmeier.

Das Borsteler Modell der guten wissenschaftlichen Praxis (GWP) ist ein Konzept zur Integration von Qualitätsmanagement in den Arbeitsalltag der wissenschaftlichen Forschung. Ziel ist die Schaffung einer Arbeits- und Kommunikationskultur, in der jeder am Forschungsprozess beteiligte Beschäftigte ein Verständnis der Anforderungen guter wissenschaftlicher Praxis hat und die Kompetenz besitzt, im Arbeitsalltag Fehler zu benennen und entstehende Konflikte offen anzusprechen, im Team Lösungen zu erarbeiten und Maßnahmen zur Verbesserung einzuführen.

Das Borsteler Modell wurde aufgrund eines Falls umfangreichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens am Zentrum als neues Konzept zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis im Jahr 2012 initiiert und in den folgenden Jahren entwickelt. „Das Borsteler Modell basiert auf drei sich ergänzenden Säulen,“ erläutert Prof. Andra Schromm, die als Ombudsperson das Modell gemeinsam mit Prof. Heinz Fehrenbach konzipiert hat und seitdem als GWP-Koordinatorin die Förderung wissenschaftlicher Integrität am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum, vorantreibt. „Im ersten Schritt wurden im Rahmen mehrerer Workshops allen wissenschaftlich tätigen Beschäftigten die Grundprinzipien der GWP vermittelt und Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Teamsituation identifiziert und entwickelt. Diese Schulungsmaßnahme bildet die erste Säule des Borsteler Modells. Die 2. Säule umfasst Infrastrukturen wie ein Archiv für die Originaldaten wissenschaftlicher Publikationen, elektronische Laborbücher, sowie als neues Element die Einrichtung einer GWP-Koordinationsstelle. Die 3. Säule bilden die GWP-Impulsgeber (Scientifc Integrity Scouts), die GWP in jeder Forschungsgruppe in den Arbeitsalltag bringen“. Sie stellen eine neue Säule zur Sicherung der Qualität in der Wissenschaft dar, indem sie das kontinuierliche Bewusstsein und die Reflexion über den Forschungsprozess in den Arbeitsgruppen fördern. Sie schließen die Umsetzungslücke, die sich häufig nach Fortbildungsmaßnahmen ergibt, ergänzen die Funktion der Ombudsleute und agieren als wertvolle Multiplikatoren für Kompetenzen zur Förderung der Forschungsqualität auf einer sehr praktischen Ebene. Die GWP-Impulsgeber spielen damit eine essentielle Rolle für einen nachhaltigen Kulturwandel hin zu wissenschaftlicher Integrität.

Kontakt

Prof. Dr. Andra Schromm
Prof. Dr. Andra Schromm
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„Das Borsteler Konzept zur nachhaltigen Förderung der guten wissenschaftlichen Praxis wurde als Pilotprojekt durch die Leibniz-Gemeinschaft gefördert und von der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) als Best-Practice-Beispiel ausgezeichnet,“ so Prof. Ulrich E. Schaible, Zentrumsdirektor des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum. „Das und die Tatsache, dass wir es geschafft haben, GWP fest in unseren Forschungsalltag zu verankern, ist Grund genug dieses 11-jährigen Jubiläum zu feiern!“

Die Jubiläums-Veranstaltung, die an diesem Donnerstag im Herrenhaus des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum stattfand, stellte das bisher Erreichte als lebendigen und sich weiterentwickelnden Prozess dar und lud zur Nachahmung und Vernetzung ein. Prof. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft eröffnete die Veranstaltung mit ihrem Grußwort und lobte das Borsteller Modell als wegweisend für die Leibniz-Gemeinschaft: „Mit seinem präventiven Ansatz hat das Borsteller Modell das heutige umfassende Konzept der Leibniz-Integrität mitgeprägt. Nachdem folgerichtig zunächst unmittelbar auf Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens reagiert wurde, hat sich der Ansatz danach sehr erfolgreich zu einer Kultur des Aufklärens, der Prävention, des Sensibilisierens und des vorrausschauenden Vermeidens von Missständen entwickelt. Integrität ist keine Kür, sondern Pflichtprogramm für die Wissenschaft. Schließlich steht nicht weniger auf dem Spiel, als die unverzichtbare Vertrauensbasis zwischen Gesellschaft und Wissenschaft.“

 

Referentinnen und Referenten des Symposiums. v.l.n.r.: Dr. Frauke Schocker, Prof. Ilka Parchmann , Prof. Andra Schromm, Prof. Ulrich E. Schaible, Dr. Tamarinde Haven Prof. Martina Brockmeier, Prof. Julia Prieß-Buchheit, Prof. Thomas Rigotti, Dr. Sascha Hölig, Andreas Gebhardt , Prof. Daniel Leising (Foto: Pukall/FZB)

Auf dem Symposium gaben die Gastreferentinnen und Gastreferenten verschiedener Leibniz-Institute und Universitäten, die Koordinatorinnen des Borsteler Modells, Frau Prof. Schromm und Frau Dr. Schocker, sowie die GWP-Impulsgeber des Forschungszentrum Borstel Einblicke in die Entwicklungsperspektiven der GWP-Ausbildung und wie ein Kulturwandel zu wissenschaftlicher Integrität gelingen kann. Zudem gab es interessante Impulse aus der Medienforschung und Wissenschaftskommunikation, wie die Vermittlung guter wissenschaftlicher Praxis durch Nutzung neuer Medien und Formate bereichert werden kann. Die Keynote-Lecture über Fehler-Lern-Kultur hielt Andreas Gebhardt. Der Profi-Jongleur und international bekannte Redner vereinte in seinem Vortrag visuelle Highlights mit spannenden Denkanstößen über den Umgang mit Fehlern.

„Das Symposium ist eine hervorragende Gelegenheit Vermittlung und Umsetzung von wissenschaftlicher Integrität neu zu denken und verschiedene Kompetenzen zusammenzuführen, um neue Formate zu entwickeln. Mit den GWP-Impulsgebern arbeiten wir gerade an Kommunikationsmodellen, wie GWP-SLAMs oder Intranet-Teasern, die viele an der Forschung beteiligte Menschen erreichen und inspirieren können. Ich sehe ein großes Potential, wenn wir dies gemeinsam mit Partnerinstituten und Ombudspersonen ausarbeiten, um es auch für andere nutzbar zu machen“, resümiert Prof. Andra Schromm.

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