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calendar regular24.03.2023

Promotionspreis des Kreis Segebergs an zwei Borsteler Nachwuchswissenschaftlerinnen verliehen

Am Montag fand im Gartensaal des Borsteler Herrenhauses die offizielle Verleihung des Promotionspreises des Jahres 2022 statt. Dieser mit 2.500 Euro dotierte Preis würdigt einmal im Jahr herausragende Promotionsleistungen am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum. In diesem Jahr wurden zwei Wissenschaftlerinnen ausgezeichnet, die sich beide während ihrer Dissertation mit dem Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis beschäftigt haben: Dr Lindsay Sonnenkalb und Dr. Simone Tazoll. Jan Peter Schröder, Landrat des Kreises Segeberg und Mitglied des Kuratoriums des FZB, überreichte die Urkunden und hielt die Laudatio für die beiden Preisträgerinnen.

 

Welche Auswirkung hat eine niedrige Medikamentenkonzentration auf Tuberkulosebakterien? Dieser Fragestellung ist Dr. Lindsay Sonnenkalb aus der Forschungsgruppe „Molekulare und Experimentelle Mykobakteriologie“ von Prof. Stefan Niemann in ihrer Dissertation nachgegangen. Die Behandlung einer Tuberkulose erfordert eine mindestens sechsmonatige Einnahme von vier verschiedenen Antibiotikamedikamenten mit teilweise erheblichen Nebenwirkungen. Die Konzentration einiger Tuberkulose-Antibiotika kann sich dabei in bestimmten Bereichen der Lunge stark unterscheiden. Oft kann die Konzentration speziell da, wo sich die Bakterien befinden, sehr niedrig sein. Lindsay Sonnenkalb konnte zeigen, dass bereits eine sehr geringe Konzentration eines Antibiotika-medikamentes resistente Bakterien selektieren kann. Dies könnte erklären, warum einige Tuberkulosebakterien bei Patienten, die sich streng an die Behandlung halten, Resistenzen gegenüber dem Medikament entwickeln. Des Weiteren wurden in dieser Studie Veränderungen im Erbgut der Bakterien die Resistenzen gegenüber Bedaquilin vermitteln in bestehende Datenbanken aufgenommen, die zur Entwicklung und Verbesserung molekulardiagnostischer Tests genutzt werden können. Durch ihre Promotion, die von der Universität Lübeck mit der Note 1,0 (magna cum laude) bewertet wurde,  kann das Verständnis der Resistenzentwicklung bei Tuberkulosebakterien verbessert und in Zukunft die Behandlung für Erkrankte optimiert werden. Lindsay Sonnenkalb konnte sich am Montag zum zweiten Mal über eine Auszeichnung freuen, denn ihre herausragende Leistung wurde bereits im letzten Jahr mit dem Promotionspreis 2022 der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e.V. ausgezeichnet.

Kontakt

LSonnenkalb Foto Passarger FZBPreisträgerin Dr. Lindsay Sonnenkalb bei ihrer Dankesrede. Foto: Passarger/FZB

Dr. Simone Tazoll beschäftigte sich während ihrer Doktorarbeit mit der Interaktion des Tuberkulose-Erregers Mycobacterium tuberculosis (Mtb) mit Makrophagen. Makrophagen, auch Fresszellen genannt, gehören zu den weißen Blutkörperchen und stellen einen wichtigen Baustein der menschlichen Immunantwort dar. Simone Tazoll konnte in ihrer Arbeit zeigen, dass sich der Energiestoffwechsel der Makrophagen während einer Mtb-Infektion verändert. Diese Umgestaltung könnte die Funktion von Makrophagen beeinflussen und so das Überleben des Tuberkulose-Erregers in der Zelle begünstigen. Ein besonderes Augenmerk legte Sie in ihrer Promotion auf die intrazellulären Speicherorganellen von Lipiden, den sogenannten Lipidkörpern. Dazu wurde ein spezielles Verfahren zur Isolation von Lipidkörpern aus Makrophagen entwickelt. Detaillierte Analysen dieser Organellen zeigten, dass Lipidkörper während einer Mtb-Infektion vermehrt Speicherlipide einlagern, welche als Nährstoffquelle für Mtb dienen könnten. Diese hervorragende Arbeit, die durch Prof. Norbert Reiling, Leiter der Forschungsgruppe „Mikrobielle Grenzflächenbiologie“ betreut wurde, wurde von der Universität Lübeck ebenfalls mit magna cum laude ausgezeichnet. 

Prof. Ulrich E. Schaible, Zentrumsdirektor des Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum hob zum Abschluss der Veranstaltung noch einmal hervor, wie außergewöhnlich und wichtig es ist, dass der Kreis Segeberg diesen Preis bereits seit vielen Jahren auslobt und bedankte sich bei Jan Peter Schröder für die gute Zusammenarbeit des Kreises mit dem Forschungszentrum.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser großartigen Leistung!

 

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