01.12.2024
Selbstverabreichte ambulante intravenöse Therapie der Antibiotika-resistenten Tuberkulose
Borsteler Forschung zeigt: Selbstverabreichte ambulante intravenöse antimikrobielle Therapie bei medikamentenresistenter Tuberkulose ist effektiv und sicher.
Forschende am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum haben die Wirksamkeit und Sicherheit von selbstverabreichter ambulanter intravenöser Antibiotika-Therapie (self-administered outpatient parenteral antimicrobial therapy - sOPAT) für Tuberkulose (TB)-Patienten nachgewiesen, insbesondere bei medikamentenresistenter TB. In einer retrospektiven Untersuchung analysierten sie Fälle von Patientinnen und Patienten, die am Forschungszentrum Borstel wegen medikamentenresistenter Tuberkulose behandelt wurden und ihre Behandlung im Rahmen eines sOPAT-Programms mit intravenösen Medikamenten zu Hause fortsetzten. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachmagazin DRUGS von Springer Nature veröffentlicht:
Die Studie verfolgte 89 Patienten mit multiresistenter (MDR) und prä-extensiv medikamentenresistenter (pre-XDR) TB über einen Zeitraum von sechs Jahren. Zu den am meisten gefürchteten Komplikationen der intravenösen Therapie zu Hause gehören Infektionen oder Thrombosen des liegenden Katheters. Diese können zu einer Sepsis führen und eine chirurgische Entfernung des Katheters erfordern. Während des Studienzeitraums erlitten jedoch nur 8 Patienten diese schweren Komplikationen, mit einer Gesamtkomplikationsrate von lediglich 0,3 pro 1.000 Behandlungstagen. Keine Komplikationen verlief dabei tödlich.
Anika Rauch, Erstautorin der Studie, betont die Vorteile für Patientinnen und Patienten: „Diese Studie zeigt, dass mit der richtigen Schulung und Infrastruktur Patientinnen und Patienten befähigt werden, ihre Behandlung sicher zu Hause zu managen. Dadurch können längere Krankenhausaufenthalte vermieden werden, ohne die hohen Standards der Versorgung zu gefährden.“
Die Studie zeigte außerdem, dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen der häufigste Grund für den Abbruch der Behandlung waren, häufiger als Komplikationen durch die intravenösen Ports.
Niklas Köhler, Co-Autor der Studie erklärt: „Die WHO-Kurzzeitregime haben die TB-Behandlung revolutioniert und ermöglichen ein vollständig tablettenbasiertes Regime, selbst bei multiresistenter TB. Dennoch erfordert die resistenteste Form, die extensiv medikamentenresistente TB, oft eine Behandlung mit Meropenem und/oder Amikacin. sOPAT wird daher ein wichtiger Grundpfeiler in der Versorgung medikamentenresistenter TB innerhalb der DZIF ClinTB-Infrastruktur bleiben!“
Literatur:
Rauch A*, Köhler N*, Brehm TT, Zielinski N, Stoycheva K, Maier C, Böttcher L, Friesen I 5, Schaub D, Reimann M, Schmiedel S, Lange C*, Kalsdorf B*. Long-term self-administered outpatient parenteral antimicrobial therapy in the treatment of tuberculosis. Drugs 2024 (in press). DOI: 10.1007/s40265-024-02122-4. *contributed equally
Kontakt:
Niklas Köhler
FG Klinische Infektiologie und Klinisches Studienzentrum
Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum
Parkallee 35
23845 Borstel
Kontakt
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