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17.04.2025

Innovation aus Borstel marktreif : Das Heimbeatmungsgerät „eva“ revolutioniert die COPD-Therapie

Das neue Beatmungsgerät verbessert die Lebensqualität von COPD-Erkrankten nachhaltig. Das Produkt, an deren Entwicklung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum maßgeblich beteiligt waren, hat nun die Zulassung nach der neuen EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) erhalten und ist für den nicht invasive Heimbeatmung einsetzbar.

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung („chronic obstructive pulmonary disease, COPD) gehört mit rund drei Millionen Todesfällen jährlich zu den weltweit führenden Todesursachen. Ein zentrales Problem bei COPD ist, dass die geschädigten Alveolen während der Ausatmung kollabieren und dadurch die verbrauchte Luft nicht mehr vollständig ausgeatmet werden kann. Mit Fortschreiten der Erkrankung gerät die Atemmuskulatur zunehmend an ihre Grenzen, so dass in vielen Fällen eine nächtliche Unterstützung durch nicht-invasive Beatmung (NIV) erforderlich wird.

Doch herkömmliche NIV-Systeme bergen Risiken, da die unkontrollierte und/oder mit zu hohem Druck durchgeführte Luftzufuhr zur Überblähung („hyperinflation“) der Lungen führt, wodurch die Atmung zusätzlich erschwert wird. An diesem Punkt setzt die bereits 2009 am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungentrum (FZB) entwickelte Technologie an und macht nun den entscheidenden Unterschied.

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Beatmung wie durch gekräuselte/gespitzte Lippen: der am FZB entwickelte PLBV-Modus

In langjähriger Forschungsarbeit entwickelten Herr Dr. Stephan Rüller und Frau Susanne Greve im Schlaflabor der Medizinischen Klinik am FZB die sogenannte Lippenbremsenbeatmung („pursed-lip-breathing ventilation“, PLBV). Dieser innovative Beatmungsmodus imitiert die natürliche Lippenbremse (d.h. die Ausatmung durch gekräuselte/gespitzte Lippen), eine Atemtechnik, die von vielen COPD-Patient:innen tagsüber intuitiv anwendet wird. Die Methode erzeugt während der Ausatmung einen dynamischen Gegendruck, verhindert so das Zusammenfallen der Atemwege und fördert auf diese Weise eine vollständige(re) Entleerung der Lunge.   

Von der Forschung zur Versorgung: Ausgründung pulmedix bringt „eva“ auf den Markt

Die PLBV-Technologie ist durch zwei vom FZB gehaltene Patentfamilien umfassend geschützt. Während die erste Schutzrechtsfamilie den PLBV-Modus selbst abdeckt (mit erteilten Patenten u.a. in Europa, USA, China und Australien), schützt die zweite Familie die automatische Erkennung und Korrektur von Atmungsanomalien während der NIV. Auch diese Technologie ist bereits in China und Australien patentiert, und in den USA und Europa derzeit im Prüfverfahren.

Beide Schutzrechte wurden bereits 2022 an die pulmedix GmbH exklusiv lizenziert. Auf dieser Basis entwickelte das schleswig-holsteinische Unternehmen das Beatmungsgerät „eva“, das mit zahlreichen intelligenten Funktionen, darunter die automatische PLBV-Steuerung (autoPLBV) ausgestattet ist. Im Mai 2024 erhielt „eva“ die langersehnte Zulassung nach der neuen EU-Medizinprodukteverordnung (MDR), und im November folgte die Aufnahme in das deutsche Hilfsmittelverzeichnis. Seitdem ist „eva“ offiziell zur nicht-invasiven Heimbeatmung von COPD-Patient:innen einsetzbar – ein entscheidender Schritt für die Versorgung.

Neues Beatmungsparadigma mit Potenzial

Aktuelle Studien zeigen, dass der PLBV-Modus die Hyperinflation deutlich reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessert. Auch Dank der intelligenten Anpassung an die Bedürfnisse der Patient:innen überwindet „eva“ die bisherigen Limitationen und Einschränkungen der NIV-Therapie und etabliert ein neues Paradigma in der Behandlung von COPD, das mittlerweile auch schon Eingang in die Leitlinien gefunden hat.

Die erfolgreiche Marktzulassung und breite klinische Anwendung des „eva“-Geräts ist ein Paradebeispiel und eine Erfolgsgeschichte, die dokumentiert, wie eine medizinische Innovation aus der Grundlagenforschung am FZB den Weg in die Praxis findet, um das Leben von COPD-Patient:innen zu verbessern.

Weiterführende Informationen:

Publikationen:

  • Jünger C, Reimann M, Krabbe L, Gaede KI, Lange C, Herzmann C, Rüller S. Non-invasive ventilation with pursed lips breathing mode for patients with COPD and hypercapnic respiratory failure: A retrospective analysis. PLoS One. 2020 Sep 21;15(9):e0238619. doi: 10.1371/journal.pone.0238619. Erratum in: PLoS One. 2021 Feb 19;16(2):e0247693. doi: 10.1371/journal.pone.0247693. PMID: 32956395; PMCID: PMC7505421.
  • Lüthgen M, Rüller S, Herzmann C. Characteristics of the deventilation syndrome in COPD patients treated with non-invasive ventilation: an explorative study. Respir Res. 2022 Jan 21;23(1):13. doi: 10.1186/s12931-022-01924-y. PMID: 35062944; PMCID: PMC8777425.

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