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Landesweite Umfrage: TB-Dienste in der Ukraine arbeiten weiter

Welche Auswirkungen hat die militärische Invasion der Russischen Föderation auf die Versorgung von TuberkulosepatientInnen in der Ukraine? Schon vor dem Krieg hatte die Ukraine eine der höchsten Tuberkulose (TB)-Inzidenzen in der Europäischen Region der WHO und eine der höchsten Raten multiresistenter TB (MDR-TB) weltweit.

 

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WissenschaftlerInnen aus der Ukraine und dem Forschungszentrum Borstel erhoben landesweite Daten über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die TB-Diagnostik und die Behandlungsdienste. Am 15. August 2022 führten sie eine landesweite Prävalenzerhebung in allen regionalen TB-Zentren der Ukraine durch. Der Fragebogen enthielt 47 Fragen, u. a. die Anzahl der PatientInnen in stationärer und ambulanter Behandlung, den Zustand der medizinischen Infrastruktur und die Verfügbarkeit von Diagnostika und TB-Medikamenten. Um die Daten mit früheren Zeiträumen vergleichen zu können, wurden zwei zusätzliche Termine hinzugefügt. Der 23. Februar 2019, vor der COVID-19-Pandemie, und der 23. Februar 2022, vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine.

21 der 25 regionalen TB-Krankenhäuser konnten an der Umfrage teilnehmen, mit Ausnahme der TB-Krankenhäuser in den besetzten Gebieten. Die gute Nachricht ist: Zwischen Februar 2019 und Februar 2022 ist die durchschnittliche Zahl der hospitalisierten erwachsenen TuberkulosepatientInnen schrittweise gesunken und blieb bis zum August 2022 relativ unverändert. Außerdem waren in allen 21 TB-Krankenhäusern Erstlinienmedikamente zur Tuberkulosebehandlung verfügbar. Auch meldeten nur zwei TB-Krankenhäuser Engpässe bei Verbrauchsmaterialien für die molekulare TB-Diagnostik und die genotypische Vorhersage von Arzneimittelresistenzen.

Allerdings gab es auch Engpässe bei mehreren anderen Medikamenten zur Behandlung von MDR-TB. Die Forscher betonen, dass der Einmarsch der Russischen Föderation in die Ukraine, der Krieg und die Vertreibung eines großen Teils der ukrainischen Bevölkerung wahrscheinlich zu schwerwiegenden Einschränkungen der Diagnosekapazitäten und der klinischen Versorgung von TB-Patienten führen werden. Sie betonen daher die Notwendigkeit einer starken internationalen Unterstützung für das nationale TB-Programm der Ukraine.

 

Referenz:
D. Butov, Y. Feshchenko, D. Chesov, V. Myasoedov, M. Kuzhko, A. Dudnyk, M. Reimann, L. Hryshchuk, A. Yareshko, A. Tkachenko, Y. Tarleeva, O. Konstantynovska, T. Butova, C. Lange. National survey on the impact of the war in Ukraine on TB diagnostics and treatment services in 2022. Int J Tubercul Lung Dis 2022.

https://theunion.org/news/national-survey-on-the-impact-of-the-war-in-ukraine-on-tb-diagnostics-and-treatment-services-in-2022 

Kontakt

Prof. Dr. Dmytro Butov PhD

Klinische Infektiologie
Forschungszentrum Borstel
Parkallee 35
23845 Borstel

T +49 4537 / 188-0

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