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Foto: C.Lange/FZB

Übertragung von Antibiotika-resistenten Tuberkulosebakterien im Krankenhaus

Wenn die beiden wirksamsten Medikamente Rifampicin und Isoniazid nicht mehr gegen die Tuberkulosebakterien helfen, spricht man von multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB). Patientinnen und Patienten, die von einer MDR-TB betroffen sind, haben schlechte Heilungschancen. Wie haben sie sich angesteckt? Sie waren fast immer zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort und haben nichts weiter getan, als einfach nur zu atmen. Dabei haben sie die antibiotikaresistenten Tuberkulosebakterien aus der Luft eingeatmet, die vorher von Patienten mit einer antibiotikaresistenten Lungentuberkulose ausgeatmet worden waren. Zum Beispiel im Krankenhaus, wenn sich dort Patientinnen und Patienten mit ansteckender Lungentuberkulose befanden.

Ein Team vom Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum und dem nationalen Tuberkulosekrankenhaus in Chisinau, der Haupstadt der Republik Moldau fand vor einigen Jahren heraus, dass sich dort 5 % (ein Patient von zwanzig) im Krankenhaus mit einer MDR-TB ansteckten.

Grund genug, die Krankenhaushygiene durch besseres Lüften, Tragen von Schutzmasken und UV-Bestrahlung der Luft deutlich zu verbessern und noch einmal genauer nachzuschauen. Über ein Jahr notierte die Doktorandin Ecaterina Noroc am Nationalen Tuberkulosekrankenhaus in Chisinau an jedem Tag, welche/r PatientIn in welchem Bett geschlafen hatte, und welche/r Patient:in wie lange mit anderen das Zimmer und die Station geteilt hatte, bei wem eine MDR-TB diagnostiziert wurde und wer möglicherweise wen angesteckt haben könnte. Unter knapp 2490 Patientinnen und Patienten befanden sich auch 307 mit einer MDR-TB, darunter 41, die anfänglich für insgesamt 631 Tage auf einer falschen Station untergebracht waren und keine adäquate Therapie erhalten hatten. Genug Möglichkeiten um bei fehlenden Hygienemaßnahmen andere anzustecken.

In den kommenden 2 Jahren wurden alle Tuberkulosebakterien von neuen MDR-TB PatientInnen untersucht, die sich im ersten Jahr in der Klinik aufgehalten hatten und die damals keine MDR-TB hatten. Vergleiche der Erbsubstanz der Tuberkulosebakterien mit den Aufenthaltsorten der PatientInnen legten nahe, dass sich wahrscheinlich nur 2 Patientinnen und Patienten im ersten Jahr mit einer MDR-TB angesteckt hatten, deutlich weniger, als vor Einleitung der neuen Hygienemaßnahmen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases publiziert.

„Die Reduktion der Übertragung von Antibiotika-resistenten Tuberkulosebakterien im Krankenhaus in Chisinau ist ein bedeutender Fortschritt, allerdings stecken sich immer noch viele Menschen in Moldau mit Antibiotika-resistenten Tuberkulosebakterien außerhalb des Krankenhauses an. Zum Beispiel im häuslichen Umfeld, auf dem Markt oder im Minibus auf dem Weg zur Arbeit. Hier kann noch mehr geschehen, um die Übertragung der Bakterien von erkrankten Personen auf Gesunde zu verhindern“ sagt Professor Christoph Lange, Medizinischer Direktor am Forschungszentrum Borstel und Koordinator der Studie. 

Literatur:

Noroc E, Chesov D, Merker M, Gröschel MI, Barilar I, Dreyer V, Ciobanu N, Reimann M, Crudu V, Lange C. Limited nosocomial transmission of drug-resistant-tuberculosis, R. Moldova. Emerg Infect Dis 2023 (in press)

Kontakt

Stefan Niemann

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Christoph Lange

DZIF TTU TB (ClinTB)
T +49 4537 / 188-3010 (Sekretariat)
F +49 4537 / 188-6030
clange@fz-borstel.de

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