18.11.2024
Stuhl-basierte Diagnostik der Lungentuberkulose bei Kindern
Das internationale Konsortium Stool4TB konnte anhand eines systematischen Reviews in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift The Lancet Microbe zeigen, dass Stuhl-basierte PCR-Diagnostik die Trefferrate für die Diagnose der Lungentuberkulose bei Kindern im Alter unter 16 Jahren um 38% erhöht und somit ein neuer Standard für die Diagnostik bei Kindern darstellt.
Die Diagnose der Lungentuberkulose beruht klassischer Weise auf der Identifizierung der bakteriellen Erreger, Mycobacterium tuberculosis, aus dem Sputum. Dies geschieht entweder durch den kulturellen Nachweis oder durch den Nachweis der Erbsubstanz der Bakterien mit einem molekularbiologischen Verfahren, der sog. Polymerasekettenreaktion, kurz PCR. Wenn nur wenige Bakterien im Sputum vorhanden sind, ist die PCR-Technologie dem mikroskopischen Nachweis säurefester Stäbchen im Sputum überlegen, um die Diagnose der Lungentuberkulose zu stellen. Automatisierte Verfahren erlauben eine Diagnose in weniger als zwei Stunden. Die kulturelle Anzucht der Bakterien dauert dagegen oft viele Wochen.
Kinder sind oft nicht in der Lage, Sputum zu produzieren. Alternativ versucht man in aspiriertem Magensaft säurefester Stäbchen zu finden und mittels PCR und Kulturen Mykobakterien zu finden. Diese Methode ist invasiv und wird von vielen Kindern traumatisch empfunden.
Alternativ zum Magensaft, kann die Erbsubstanz der Mykobakterien auch aus dem Stuhl identifiziert werden, eine Methode die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Diagnostik der Tuberkulose empfohlen wird.
Stool4TB ist ein internationales Konsortium aus Ärztinnen und WissenschaftlerInnen mit Beteiligung des Forschungszentrums Borstel, die mit Förderung der Europäischen Kommission im EDCTP Programm die Stuhl-basierter diagnostischer Verfahren für die Diagnose der Tuberkulose evaluieren.
Teil der Arbeit von Stool4TB ist die Beurteilung der Evidenz Stuhl-basierter PCR-Verfahren für die Diagnose der Lungentuberkulose bei Kindern. In einem Systematischen Review der verfügbaren Literatur wurden aus 4521 Publikationen 35 identifiziert, die in eine Meta-Analyse der wissenschaftlichen Daten einbezogen wurden. Im Vergleich zu einem bakteriologischen Standard aus Sputum-basierter Diagnostik hatte das automatisierte Verfahren „Xpert-Ultra“ eine 73% Sensitivität für die Diagnose der Erbsubstanz der Tuberkulosebakterien aus dem Stuhl als Marker für die Lungentuberkulose. Stuhl-basierte PCR-Diagnostik erhöhte die Trefferrate für die Diagnose der Lungentuberkulose bei Kindern im Alter unter 16 Jahren um 38%. Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift The Lancet Microbe veröffentlicht.
„Stuhl-basierte PCR ist der neue Standard für die Diagnostik der Lungentuberkulose bei Kindern“, erklärt Professor Christoph Lange, Med. Direktor des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum, einer der Mitglieder von stool4TB und Koautor der Publikation.
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