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12.03.2025

Steigende Antibiotika-Resistenz bedroht Tuberkulosebekämpfung in der Ukraine

Eine aktuelle Studie von Forschern der Nationalen Universität V.N. Karazin in Charkiw, der Staatlichen Universität für Medizin und Pharmazie in Chisinau, republik Moldau, sowie des Forschungszentrums Borstel, Leibniz-Lungenzentrum, zeigt einen alarmierenden Anstieg der Fluorchinolon-Resistenz bei Patienten mit arzneimittelresistenter Tuberkulose im Osten der Ukraine.

 

Die Tuberkulose-Inzidenz in der Ukraine ist zuletzt stark gestiegen, wodurch das Land erneut zur Hochrisikoregion für Tuberkulose erklärt wurde. Der andauernde militärische Konflikt hat die Gesundheitsinfrastruktur erheblich beeinträchtigt. Der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika, insbesondere Fluorchinolonen, hat die Entwicklung resistenter Tuberkulose-Stämme weiter beschleunigt. Die Studienautoren betonen die dringende Notwendigkeit, die medizinische Versorgung wiederherzustellen und die ordnungsgemäße Verabreichung von Tuberkulosemedikamenten sicherzustellen, um eine umfassende Krise der Arzneimittelresistenz zu verhindern.

Die Untersuchung deckt den Zeitraum von 2019 bis 2023 ab und zeigt, dass die Resistenzrate von Mycobacterium tuberculosis gegen Levofloxacin, einem zentralen Wirkstoff in der Tuberkulosetherapie, von 10 % im Jahr 2014 auf über 30 % in den Jahren 2022/2023 gestiegen ist. Da Fluorchinolone für die Behandlung der multiresistenten und Rifampicin-resistenten Tuberkulose (MDR/RR-TB) unverzichtbar sind, stellt dieser Anstieg eine erhebliche Bedrohung für die Eindämmung der Krankheit dar.

Positiv hervorzuheben ist, dass sich die Resistenzentwicklung bislang nicht auf andere „Gruppe-A-Medikamente“ wie Bedaquilin und Linezolid ausgewirkt hat. Dennoch bleibt die Situation kritisch, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mycobacterium tuberculosis mit Rifampicin-Resistenz als globale Gesundheitsbedrohung von höchster Priorität einstuft. Laut dem WHO-Tuberkulosebericht 2024 bleibt Osteuropa, einschließlich der Ukraine, ein Brennpunkt für MDR/RR-TB, mit bis zu 20 % resistenter Neuerkrankungen und mehr als 50 % resistenter Rückfälle.

„Die wirksame Behandlung von arzneimittelresistenter Tuberkulose in der Ukraine wird durch die zunehmende Fluorchinolon-Resistenz immer schwieriger“, erklärt Dr. Olha Konstantynovska, Erstautorin der Studie aus Charkiv. „Eine verstärkte Überwachung und sofortige Maßnahmen sind dringend erforderlich, um eine weitere Eskalation dieser Gesundheitskrise zu verhindern“, ergänzt Dr. Dumitru Chesov, Seniorautor der Studie der sowohl in Chisinau, als auch in Borstel tätig ist.

 

Referenz:

Konstantynovska O, Synenko T, Honcharenko A, Volobuieva O, Liadova T, Reimann M, Lange C, Chesov D. Fluoroquinolone Resistance in Drug-Resistant Tuberculosis, Kharkiv, Ukraine, 2019-2023. Emerg Infect Dis. 2025 Mar;31(3):615-617. doi: 10.3201/eid3103.241675. PMID: 40023819

Kontakt

Dumitru Chesov web

Dr. Dumitru Chesov

Klinische Infektiologie
Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum

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