12.11.2024
Inhalatives Bedaquilin: Ein weiteres Werkzeug aus der Nanomedizin im Kampf gegen Tuberkulose?
Forschende des Verbundprojektes „ANTI-TB“ konnten zeigen, dass die Wirksamkeit von Bedaquilin - einem wichtigen Antibiotikum im Kampf gegen die multiresistente Tuberkulose (MDR.TB) - verbessert werden konnte, wenn der Wirkstoff an spezielle Nanostrukturen gekoppelt und durch Inhalation direkt in die Lunge transportiert wurde.
Tuberkulose ist die weltweit am meisten verbreitete Bakterieninfektion des Menschen. Durch die alarmierende Zunahme Antibiotika-resistenter Stämmen wird die Behandlung dieser Krankheit zunehmend erschwert. Nanomedizinische Ansätze könnten die Wirksamkeit neuer Medikamente gegen die Lungentuberkulose erhöhen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie in der Zeitschrift ACS Infectious Diseases entdeckten Forschende des ANTI-TB-Konsortiums, dass die inhalative Gabe liposomalen Bedaquilins das pharmakokinetische Profil des Arzneimittels positiv beeinflussen kann. Die liposomale Formulierung bewirkte eine kurzzeitige Anreicherung des Wirkstoffs in der Lunge. Dadurch wurde die Wirksamkeit gegen Tuberkulose-Bakterien erhöht.
Die vom BMBF geförderte Studie befasste sich mit der Frage, ob neuartige nanomedizinische Arzneiformen wie Liposomen bei inhalativer Anwendung die Infektionsherde in der Lunge besser erreichen und so zu einer verbesserten Wirksamkeit und Verträglichkeit gegenüber herkömmlichen Tablettentherapien führen können. Die inhalative liposomale Formulierung hatte das Ziel, den Wirkstoff vorwiegend in der Lunge zu halten, um dabei bessere Aktivität gegen den Infektionserreger zu erzielen. Gleichzeitig sollte das Risiko für bestimmten Nebenwirkungen, vor allem Herzprobleme, herabgesenkt werden.
Die Studienergebnisse legten nahe, dass dies tatsächlich der Fall war. Die direkte Anwendung lipsomalen Bedaquilins in der Lunge erhöhten die Arzneimittelkonzentrationen dort, führte aber auch zu niedrigeren Blutspiegeln des Hauptmetaboliten des Wirkstoffes, N-Desmethyl-Bedaquilin, insbesondere im Vergleich zur oralen Verabreichung. Da bekanntermaßen höhere Metabolitenmengen im Blut mit einem höheren Risiko für Nebenwirkungen einhergehen, könnte der neue Therapieansatz für Tuberkulosepatienten mit Risiko für Herzprobleme Vorteile bringen und gleichzeitig die schwer behandelbare Infektion in der Lunge wirksamer bekämpfen.
Das Forschungsteam hofft nun, auf diesen spannenden Erkenntnissen aufbauen zu können, um den nanomedizinischen Ansatz zur Bekämpfung der Tuberkulose weiter zu entwickeln. Zukünftig sollen weitere Mittel beantragt werden, um die Forschung zu inhaliertem liposomalem Bedaquilin auszubauen.
Publikation:
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Marwitz F, Hädrich G, Redinger N, Besecke KFW, Li F, Aboutara N, Thomsen S, Cohrs M, Neumann PR, Lucas H, Kollan J, Hozsa C, Gieseler RK, Schwudke D, Furch M, Schaible U, Dailey LA. Intranasal Administration of Bedaquiline-Loaded Fucosylated Liposomes Provides Anti-Tubercular Activity while Reducing the Potential for Systemic Side Effects. ACS Infect Dis. 2024 Sep 13;10(9):3222-3232. doi: 10.1021/acsinfecdis.4c00192
Weitere Informationen:
- Antibiotika Nanocarrier zur therapeutischen Inhalation gegen Tuberkulose; https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/antibiotika-nanocarrier-zur-therapeutischen-inhalation-gegen-tuberkulose-anti-tb-7432.php: